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Rechtsanwälte Andrae & Simmer
Rezension: Urheberrecht
Bisges, Handbuch Urheberrecht, 1. Auflage, Erich Schmidt 2016
Von RA Florian Decker, Saarbrücken, August 2016


Mit dem 2016 erstmals aufgelegten Handbuch aus der Reihe „Berliner Handbücher“ legen Bisges und zwölf weitere Bearbeiter nicht nur irgendein beliebiges, weiteres Handbuch zum Urheberrecht vor sondern heben sich durchaus von anderen Vertretern dieser Zunft ab. Bemerkenswert ist insoweit etwa schon die Zusammensetzung der Bearbeiter. Zwar finden sich, wie das Vorwort ausführt, darunter zehn Rechtsanwälte, davon drei Fachanwälte für Urheber- und Medienrecht, sowie acht Professoren. Hervorzuheben ist dabei aber, dass sechs Professoren gleichzeitig Rechtsanwälte sind und alle wissenschaftlich tätigen Bearbeiter nicht von Universitäten sondern von spezialisierten Hochschulen kommen. Die wissenschaftliche Kompetenz ist damit eine sehr spezialisierte. Diese wird gepaart mit massiver praktischer Erfahrung. All dies kommt dem Zweck des Werkes naturgemäß nur zugute, soll es doch (wie es sich schon aus der Betitelung als Handbuch ergibt) die praktische Arbeit mit dem Urheberrecht erleichtern.

Die Zielrichtung kommt auch in der thematischen Ausrichtung zum Tragen, werden doch gerade die vermehrt praktisch relevanten Themen in den Vordergrund gerückt, wie etwa der Beweis der Urheberschaft, das Streitthema der Erschöpfung im Bereich elektronischer Werkverwertung oder auch die Insolvenz des Urhebers oder des Lizenznehmers.

Beginnend mit einem Kapitel zu den Grundlagen des Urheberrechts sowie über die Inhalte des Urheberrechts gelangt man zum ersten Schwerpunkt des Werkes betreffend die Schranken des Urheberrechts. Sonach befassen sich die Bearbeiter mit der Verwertung des Urheberrechts. Hieraufhin folgen themenspezifischen Kapitel zum Softwareurheberrecht und zu technischen Schutzmaßnahmen sowie zum Filmurheberrecht. Für die Praxis von besonderer Relevanz sind sodann Kap. 7-9 die sich mit Rechtsschutz und Urheberrecht, den Auswirkungen von Zwangsvollstreckung und Insolvenz auf Urheberrechte sowie mit der Rechtsnachfolge befassen. Das Werk schließt mit einem Kapitel zu verwandten Schutzrechten (z.B. Leistungsschutz für persönliche Leistungen) und Ausführungen zum internationalen Urheberrecht.

In einem aktuellen Werk zum Urheberrecht nicht fehlen dürfen – dies ist vorliegend auch nicht der Fall – Ausführungen zu dem vor nicht allzu langer Zeit neu geschaffenen § 97 Abs. 2 UrhG. Die in der Praxis immer noch schwer fassbaren Vorgaben der neu geschaffenen Vorschrift zum gesetzlichen Mindestinhalt einer Abmahnung werden hier ab Seite 594 sauber aufbereitet und gut verständlich dargelegt. Es findet sich z.B. auch ein Formulierungsbeispiel für die korrekte Bezeichnung der Rechtsverletzung. Durch die Verweisung auf die (vorliegend zwar recht sporadische aber doch vorhandene) Rechtsprechung des BGH sowie gängige Kommentarliteratur wird den Ausführungen Rückendeckung verschafft. Es finden sich aber auch durchaus eigene Gedanken der Autoren zur Auslegung der Vorschrift, die aufgrund ihrer Schlüssigkeit praktisch sehr gut eingeführt und verwendet werden können. Der Gegenstand, Sinn und Zweck der Vorschrift werden sauber erfasst und gut erläutert.

Auch in anderen Kapiteln finden sich, mittels Umrahmungen hervorgehoben, Formulierungsvorschläge. Eventuell könnte dieser praktisch höchst nützliche Ansatz in den Folgeauflagen noch ausgiebiger verfolgt werden. Die praktische Ausrichtung des Werkes kommt indessen in den Anhängen X-XVIII noch einmal zum Tragen, wo sich Muster und Checklisten finden, die mit den Ausführungen in den einzelnen Kapiteln durch Fußnoten eingebunden werden.

Einen kleinen Bonus stellt sodann das so bezeichnete Add-On dar, bestehend aus einem Freischaltcode für den Online-Zugang zu editierbaren Versionen der im Buch vertreten Vertragsmuster.
Das Werk ist mit 900 Seiten knapp gehalten. Die Schrift ist gut lesbar. Die Formulierung ist generell nicht auf fachlich-wissenschaftliche Eleganz sondern auf Genauigkeit und Greifbarkeit ausgerichtet. Die Darstellung ist also ebenfalls auf den Zweck des Werkes zugeschnitten.

Mit einem Preis von 128 EUR ist das Buch nun nicht eben billig, stellt aber mit Sicherheit auch keine Fehlinvestition dar, sucht man ein im Tagesbetrieb zuverlässig nutzbares Handbuch in Ergänzung zu einschlägiger Kommentarliteratur und Rechtsprechungsdatenbank.
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