Rezension: Die Praxis der Forderungsvollstreckung
Mock, Die Praxis der Forderungsvollstreckung, 1. Auflage, Anwaltverlag 2019
Von Rechtsanwältin Marion Andrae, Saarbrücken
Forderungsvollstreckungen gehören in der Vollstreckungspraxis zu den wichtigsten Instrumenten der Zwangsvollstreckung. Da es im Rahmen der Vollstreckung auf Schnelligkeit und Geschick ankommt, will das neu erschienene Werk eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis herstellen. Der Autor ist als Rechtspfleger am Amtsgericht Koblenz mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung ausgewiesener Experte auf dem Gebiet des Vollstreckungsrechts.
Der Anwender findet in 10 Kapiteln sowohl das notwendige theoretische Wissen für die Forderungsvollstreckung als auch konkrete praktische Hinweise und Lösungsansätze zur Umsetzung im Arbeitsalltag. Im ersten Kapitel erläutert der Autor zunächst grundlegende Begriffe des Vollstreckungsrechts sowie die Parteien und Beteiligten des Verfahrens. Im zweiten Kapitel geht es um die zu vollstreckenden Geldforderungen und im dritten Kapitel um die allgemeinen und besonderen Voraussetzungen der Zwangsvollstreckung.
Im vierten Kapitel wird es für den Praktiker interessant, da die verbindlichen Formulare für die Forderungspfändung erläutert werden. Dem Leser wird hier Schritt für Schritt die richtige Ausfüllung eines Antrages auf Erlass eines Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses vermittelt. Der entsprechende Formulartext ist jedem Kapitel vorangestellt und der Autor erläutert anhand der abgedruckten Formulare im Detail, welcher Haken an welcher Stelle zu setzen ist und wieso und wie welche Felder aufzufüllen sind. Der Anwender wird so Punkt für Punkt durch die amtlichen Formulare geleitet. Der Autor liefert daneben zahlreiche taktische Hinweise und konkrete Fallbeispiele mit Lösungen. Durch diese Art der Darstellung werden die auftretenden Probleme genau an passender Stelle im Formular aufgezeigt und Lösungen angeboten.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem Pfändungsverfahren, also mit dem Wirksamwerden der Pfändung, den Pfändungswirkungen, der Pfandverwertung, der Drittschuldnererklärung, der Vorpfändung und den Problemen im Zusammenhang mit einer Mehrfachpfändung.
Im folgenden sechsten Kapitel wird auf über 250 Seiten sehr ausführlich die Pfändung von Arbeitseinkommen anhand zahlreicher Beispielsfälle erläutert. Das Werk vermittelt in diesem Zusammenhang zunächst einen Überblick über die diversen Lohnarten bzw. die gleichgestellten Bezüge und die sonstigen Vergütungsbestandteile und unterscheidet zwischen pfändbaren und unpfändbaren Einkommensarten. Besonders nützlich ist, dass der Leser auch in diesem Kapitel wieder konkrete Ausfüllhinweise zum amtlichen Formular erhält. Weiter werden die Pfändungsfreigrenzen für Arbeitseinkommen und die Besonderheiten bei der Pfändung von Unterhaltsansprüchen erläutert. Dabei geht der Autor auch auf besondere Fallgestaltungen und Rangfragen ein, wenn z.B. Pfändungen von Unterhaltsgläubigern und „Normalgäubigern“ aufeinandertreffen. Besonders spannend für den Gläubiger ist die Frage, wie das pfändbare Einkommen ermittelt wird. Dies beantwortet der Autor anhand zahlreicher Beispielsfälle und gibt taktische Hinweise zu den streitigen Berechnungsmethoden, namentlich der sog. Brutto- und Nettomethode. Die Auswirkungen der beiden unterschiedlichen Berechnungsmethoden sind nämlich erheblich, was der Autor an diversen Rechenbeispielen eindrucksvoll belegt. Weiter erhält der Leser nützliche Hinweise wie unpfändbare Beträge geändert oder verschleiertes bzw. verschobenes Einkommen gepfändet werden können.
Das siebte Kapitel befasst sich eingehend mit den Vollstreckungsproblemen beim Pfändungsschutzkonto. Im achten Kapitel stellt der Autor die Pfändung anderer Vermögensrechte, wie z.B. Anwartschaften, Nutzungsrechte, Gesellschaftsanteile, Grunddienstbarkeiten oder einer Internet-Domain dar. Im neunten Kapitel geht es um die Besonderheiten bei der Pfändung von Sozialleistungen. Das Werk schließt mit dem Kapitel über die Pfändung von Herausgabe- und Leistungsansprüchen.
Das Werk ist klar strukturiert, so dass der Leser schnell zur gewünschten Information gelangt. Sowohl das Inhaltsverzeichnis als auch das Stichwortverzeichnis sind sehr umfangreich. Mit über 850 Seiten erhält jeder, der sich im Arbeitsalltag mit der Forderungsvollstreckung zu befassen hat, einen wirklich nützlichen Leitfaden an die Hand, um den Vollstreckungserfolg erheblich zu steigern. Als besonders gelungen bewertet die Verfasserin die detaillierten Ausfüllhinweise zu den amtlichen Formularen. Schon allein deswegen lohnt sich die Anschaffung dieses Handbuchs.
Aufgrund der Qualität und gelungenen Kombination von theoretischer und praktischer Wissensvermittlung wird es sicherlich nicht bei der Erstauflage bleiben.
Aufgrund der Qualität und gelungenen Kombination von theoretischer und praktischer Wissensvermittlung wird es sicherlich nicht bei der Erstauflage bleiben.