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Rechtsanwälte Andrae & Simmer
Rezension Zivilrecht: InsO
Wimmer, Frankfurter Kommentar zur Insolvenzordndung, 7. Auflage, Luchterhand 2013
Von RA Florian Decker, Saarbrücken
 
Aus der Reihe der so genannten Frankfurter Kommentare (die z.B. das Kartellrecht, Wirtschaftsprüfergesetz, Sozialrecht u.a. enthält) erscheint nun eines der ältesten Einzelwerke, der Kommentar zum Insolvenzrecht, herausgegeben von Ministerialrat Dr. Klaus Wimmer im Jahr 2013 in der 7. Auflage. Die neben dem Herausgeber mit dem Werk befassten Bearbeiter stellen eine illustre Runde dar, die sich im Wesentlichen aus Praktikern, vornehmlich Fachanwälten für Arbeitsrecht, Steuerrecht und Insolvenzrecht aber auch Richtern und Universitätsprofessoren sowie vereinzelten Steuerberatern zusammensetzt. Auch der Unterstützung aus dem Bereich der Betriebswirtschaftslehre hat man sich hier versichert.

Das Kommentarwerk richtet sich auch nicht, wie andere Vertreter der „Zunft“ vornehmlich an Lehre oder Praxis, sondern an alle mit dem Insolvenzrecht Befassten gleichermaßen. Eine Einschränkung muss sich das Werk auch weder inhaltlich noch im Adressatenkreis auferlegen, kommt es doch mit über 3.500 großformatigen, klein bedruckten Seiten daher. Zwar sind die Seiten klein bedruckt, die Gliederung ist indes klar und der Text gut lesbar, da nicht mit Fußnoten vollständig überfrachtet. An den notwendigen Stellen werden aber natürlich sehr wohl Quellen benannt.

Besprochen werden sämtliche Normen der Insolvenzordnung, daneben aber auch die europäische Insolvenzverordnung und die insolvenzrechtliche Vergütungsverordnung (auch auf immerhin 230 Seiten) sowie sogar das Gesetz über die Insolvenzstatistik. Das umfassende Werk bietet die üblichen Hilfsmittel wie Literaturverzeichnis, Inhaltsverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis und sehr umfangreiches Stichwortverzeichnis und ist in üblicher Kommentarmanier aufgebaut. Nach Darstellungen des Gesetzestextes folgt eine Gliederung der Kommentierung selbst. Diese wird in der Regel unterteilt in mehrere Unterabschnitte, gekennzeichnet mit Großbuchstaben. Zu Beginn wird hier in der Regel zum Normzweck ein Abschnitt geliefert, sowie zur gesetzlichen Systematik, in der die Norm einzuordnen und vor der sie auszulegen ist. Danach setzt sich die Kommentierung mit den jeweiligen Voraussetzungen einer einzelnen Norm und der Diskussion der Tatbestandsmerkmale auseinander. Die Diskussion selbst erfolgt, dem Umfang des Werkes entsprechend, dann auch in recht tiefgehender Weise. Als Kritik wird man zur Art und Weise der Kommentierung allenfalls anbringen können, dass durch die tiefgehende Auseinandersetzung verbunden mit einer recht groben Gliederung ab und an etwas zu lange Textblöcke entstehen, die nur sporadisch mit hervorgehobenen Schlagworten durchsetzt sind, so dass ein schnelles Nachschlagen erschwert wird. Sucht man also ein Werk, um hier den „ersten Zugriff“ auf ein Thema zu finden und ist vielleicht zunächst noch auf der Suche nach den „richtigen Fragen“, wird das Arbeiten mit dem vorliegenden Frankfurter Kommentar unter Umständen etwas mühsam sein. Hat man aber die „richtigen Fragen“ bereits gefunden oder ist bereit, die Zeit zu investieren den Text von vorne bis Ende zu lesen, wird man sicherlich – das ist die umgekehrte Wirkung des Umfangs – auch eine Lösung für sein Problem oder zumindest einen validen Lösungsansatz hierfür finden. Dies ist lediglich als Hinweis zu verstehen. Das Werk bezeichnet sich schließlich, offensichtlich auch absichtlich, nicht etwa als Kurzkommentar oder Praxiskommentar.

Bei einem fortgesetzten Werk, welches wie das vorliegende in der vielfachen Auflage herausgegeben wird, wird sich der potentielle Käufer nun stets die Frage stellen, warum er nun (auch) die neue Auflage zudem noch zu einem nicht ganz schmalen Preis von 259,00 € erwerben soll, welchen Mehrwert er dadurch hat, was ihm Neues geboten wird etc. Hierzu äußert sich der Herausgeber in seinem Vorwort umfassend. Wie sich die im Insolvenzrecht Beflissenen bereits denken konnten, wurden selbstverständlich das so genannte ESUG (das zum 01.03.13 in Kraft getretene Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen) und die mit ihm einhergegangenen Änderungen im Gesetzestext und Auslegung eingearbeitet. Enthalten sind dabei natürlich auch und insbesondere die neuen Regelungen zum so genannten Schutzschirmverfahren und die seit seiner Einführung in der Literatur hierzu getroffenen Äußerungen. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass nicht nur das ESUG Änderungen im Insolvenzrecht mit sich gebracht hat, sondern auch z. B. durch das Gesetz zur Umsetzung der geänderten Bankenrichtlinien § 21 Abs. 2 InsO verändert wurde und auch § 55 Abs. 4 InsO durch das Haushaltsbegleitgesetz 2011 Änderungen erfahren hat etc. Natürlich wurde auch die weitergehende Rechtsprechung eingearbeitet. Ein konkreter Redaktionsschlusszeitpunkt wurde im Vorwort nicht angegeben. Da das Vorwort vom November 2012 stammt, ist anzunehmen, dass Redaktionsschluss vor diesem Zeitpunkt war. Von dieser Ausnahme ausgehend, kann gegen die Aktualität des Werkes nichts eingewandt werden.

Dies vor allem aber auch vor dem Hintergrund, dass das Werk noch einen (für die Bürger des neuen digitalen Deutschlandes besonders interessanten) Mehrwert dahin gehend bietet, dass mit Kauf des Buches ein persönlicher Freischaltcode für die Plattform www.jurion.de geliefert wird. Mit diesem kann die digitale Version des Werkes kostenlos freigeschaltet werden. Der Onlinezugriff ist im Preis des Printwerkes enthalten und im Übrigen kostenlos. Der Mehrwert liegt vor allem darin, dass man auf die relevanten, zitierten Rechtsnormen und Entscheidungen per Klick zugreifen kann. Außerdem sind das Werk sowie auch die Kosten der zur Verfügung gestellten Datenbank aller bundes- und europarechtlichen Entscheidungen und Vorschriften zugreifbar und online automatisch durchsuchbar. Als weiteren Bonus bietet der Verlag über www.fk-inso.de (wie schon in der Vorauflage) ein kostenloses Onlineupdate an. Man hat hier bei Herausgeber und Verlag also augenscheinlich erkannt, dass die Zeit der reinen Printausgaben, wie auch mittlerweile der Zeit der CD-Beigaben oder DVD-Beigaben, vorbei ist. Eine lobenswerte Einsicht mit ebenso lobenswerter Umsetzung.

Im Hinblick auf das mögliche Onlineupdate, kann man die im Vorwort dargelegte Entschließung des Herausgebers und des Verlages auch nur voll unterstützen, dass das Werk in Neuauflage bereits Ende 2012 (also wie die Vorauflagen zum Jahresende) auf den Weg zu bringen sei. Die notwendigen Einarbeitungen waren zu diesem Zeitpunkt schon nötig und die Nutzergemeinde durfte diese erwarten. Umgekehrt war längst nicht klar, ob die Bundesjustizministerin ihre Reformen zur Verkürzung der Restschuldbefreiung, Stärkung der Gläubigerrechte etc. noch in der Legislaturperiode noch bis zum Inkrafttreten würde befördern können bzw. wie lange dies ggf. dauern könnte. Letztlich hat sich die Entscheidung dann auch dadurch bestätigt, dass es noch über ein halbes Jahr dauerte, bis die entsprechenden Gesetzesänderungen in Kraft traten. Das Online-Update kann hier nun auch aktuell weiterhelfen und ist einfach über o.g. URL nach vorheriger Registrierung mit Nutzername und Kennwort und darauffolgende Eingabe des Jurion-Freischaltcodes zugänglich.

Alles in allem ist das Buch durchaus gelungen und trotz des nicht unbeträchtlichen Preises, aufgrund des angebotenen Preis-Leistungsverhältnisses, durchaus zu empfehlen.
 
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